BÜCHER

Print lebt! Warum digital nicht immer besser ist

von Marcus Lucas

Unsere Kolumnistin über sechs Dinge, die sie für immer lieber gedruckt und gebunden anschauen wird als auf einem Screen.

Ich habe mir gestern zwei Kochbücher gekauft. Natürlich online, die Buchläden sind ja fast überall geschlossen. Und während Jeff Bezos freudig in die Hände klatscht, hat meine Freundin C. nur mit den Augen gerollt. Aber nicht etwa weil sie Amazon boykottiert, sondern weil sie der Meinung ist, Rezepte finde man doch zu genüge im Internet. Ein Kochbuch ist ausgeschmissenes Geld? Sehe ich anders. Und hoffe sehr, dass es auch noch in Zukunft neue schöne Druckerzeugnisse geben wird, gegen die ihre digitalen Versionen einfach nicht ankommen. Wie diese hier:

1
Kochbücher

Ginge es mir nur um ein simples Rezept, würde ich auch im Internet, bei chefkoch.de ganz sicher finden, wonach ich suche. Mein Problem ist aber, ich weiß gar nicht wonach ich überhaupt suchen soll. Denn ich gehöre nicht gerade zu den fantasievollen Viel-Köchinnen. Daher brauche ich mehr Inspiration als Mengenangaben und die finde ich in schönen Büchern. Mit schön, meine ich natürlich die Fotos, denn das Auge entscheidet und kocht mit.

2
Anleitungen

Bedienungsanleitung, Bauanleitung, Gebrauchsanleitung, Benutzerhandbuch. In meiner Rumpelkammer stehen drei Kartons voll mit Anleitungen. Fein sortiert nach Thema. Spießig? Ja aber sie geben mir ein Gefühl von Sicherheit. Ikea-Regal, Küchenmaschine, Hometrainer, Fernseher oder Lego. Die Anleitungen gibt es natürlich auch zum Download aber ein Zahlendreher bei Google und… Ne, ne ,ne! Ich habe das lieber alles schwarz auf weiß in meiner Rumpelkammer.

3
Belletristik

Nennt mich altmodisch aber ich besitze keinen ebook Reader. Und ich lese trotzdem gerne und viel. Ich liebe das Umblättern der Seiten, finde es schön zu sehen wieviel ich noch vor mir habe und ich mache Eselsohren in die Ecken bevor ich das Buch zuklappe. Einziger Nachteil: Ohne Lesebrille sehe ich nur noch schwarze Irgendwas, da ich die Schrift nicht größer einstellen kann. Aber ich trage lieber eine Lesebrille bevor ich mir das wahre Gefühl von Lesen nehmen lasse.

4
Kalender

Da war ich noch gar nicht geboren, da hing bei meiner Mama schon so ein Ding in der Küche. Sehr lang, sehr schmal, für jeden Monat eine Seite, für jeden Tag eine winzige Spalte. Heute heißen die Kalender „Familienplaner aber sie hängen immer noch. Zumindest in meiner Küche. Direkt neben der Kaffeemaschine. Und auch wenn ich all meine Termine im Handykalender notiere, der sich wiederum mit meinem Kalender im MacBook synchronisiert, finde ich es dennoch schön, morgens neben einem Cappuccino auch einen handschriftlichen Tages-Überblick zu bekommen.

5
Notizbücher

Es gibt Menschen, die sich selbst Whatsapp-Nachrichten schicken oder bei jedem Geistesblitz die Sprachaufnahme-Funktion in ihrem Handy starten. Ich notiere mir dagegen alles schriftlich. Schwarzer, fester Einband, Gummibandverschluss, hochwertiges Papier. Moleskine! Schon Hemingway und Picasso haben diesen hübschen, kleinen Büchern ihre Geheimnisse anvertraut. Und auch wenn meine Einträge nicht ganz so geistreich sind, wie ihre, schaffe ich etwas für die Ewigkeit. Ich hebe nämlich alle vollgeschriebenen Notizbücher auf.

6
Bildbände

Influencer auf Instagram sprechen hier von „coffee table books“. Wahrscheinlich weil die Bücher auf Couchtischen besonders hübsch aussehen. Aber auch, weil sie sichtbar für jeden Gast, natürlich großes Kunstinteresse und Bildung demonstrieren sollen. Ich finde Fotobücher auch versteckt im Regal hübsch und besonders schöne Bilder, reiße ich sogar heraus und rahme sie ein.

ein Artikel von
Marcus Lucas