Habt ihr schon einmal etwas von “Financial Repression" gehört? Es ist eines dieser vielen sperrigen Wörter aus der Welt der Finanzen und Zentralbanken. Es ist also langweilig, aber sehr wichtig für euer Geld.
Ganz simpel ausgedrückt, beschreibt dieser Begriff eine Strategie der Zentralbanken, die Zinsen langfristig unterhalb der Inflationsrate zu halten. Das Ziel einer solchen Politik ist es, die Schuldner – und damit in erster Linie natürlich den Staat selber – auf Kosten von uns Sparern zu entlasten.
Wie das geht? Nun, wenn die Zinslast niedriger ist als die Geldentwertung der Schulden durch die Inflation, dann schrumpfen die Schulden des Staates ja in realen Werten über Zeit langsam, aber sicher.
Warum das wichtig für uns alle ist? Vor allem, weil die Europäische Zentralbank seit Jahren genau diese Strategie verfolgt. Das allein schon deshalb, um die hoch verschuldeten südeuropäischen Staaten der Eurozone zu entlasten und so den Euro zusammenzuhalten. Genau dieses Ziel ist die zentrale Idee hinter der Nullzinspolitik seit der Eurokrise vor 8 Jahren. Ach ich vergaß, dass es inzwischen ja eine Negativzinspolitik ist.
Aber was gut ist für die Schuldner, kann nicht gleichzeitig auch gut für die Sparer sein. Während man nämlich auf den Konten keine Zinsen mehr bekommt, verliert über die Inflation das Ersparte jeden Tag schleichend an Kaufkraft. Und jetzt setze ich noch eine These obendrauf.
Die Inflation wird in den nächsten 2 bis 3 Jahren stärker steigen als erwartet. Was das angeht, habe ich in diesen Monaten meine bisherige Meinung geändert. Die letzten Jahrzehnte war ich immer sehr skeptisch gegenüber einer Inflationsgefahr. Mir hat die Deflation mehr Sorgen gemacht. Und in einer echten Marktwirtschaft hätten wir schon vor einem Jahrzehnt als Folge der Finanzkrise ziemlich sicher eine deflatorische Krise bekommen.
Doch mit Corona und der neuen Schuldenschwemme zur Rettung von Unternehmen und Staaten sind auch die letzten Reste der alten Ordnung beerdigt worden. Damit ist die Frage der Inflation neu zu bewerten. So verwundert es auch nicht, dass unter Volkswirten seit einigen Wochen eine rege Diskussion über dieses Thema ausgebrochen ist.
Die Inflationsseite argumentiert in erster Linie damit, dass in Folge von Corona die Zentralbanken weltweit so viel neues Geld drucken, als ob es – wie die Engländer so schön sagen – morgen „out of fashion“ gehen würde. Die neue Geldschwemme, kombiniert mit einer abnehmenden Bedeutung der Globalisierung, muss dieser Meinung nach unweigerlich zu steigenden Preisen führen.
Die andere Seite hält dagegen, dass die Geldmenge zwar steigt, aber die Geldumlaufgeschwindigkeit weiter sinken wird. Übersetzt bedeutet dies, dass wir aus Angst vor den wirtschaftlichen Folgen von Corona mehr sparen und unser Geld viel langsamer ausgeben werden.