WIE GLÜCKLICH MACHT GELD?

Never lunch alone!

von Marcus Lucas

ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt beherzigt die Business-Weisheit, niemals alleine essen zu gehen. Aber nicht nur aus Networking-Gründen – sondern vor allem aus Menschlichkeit.

Am vergangenen Wochenende bekam eine smarte junge Frau den „Made in Baden Award“. Tijen Onaran, die Netzwerk-Queen und Gründerin der Initiative „Global Digital Women“, hat diesen Award absolut verdient. In ihrer „Netzwerk-Bibel“ gibt sie einen Networking-Tipp, den ich schon lange beherzige: „Never lunch alone“.

Dabei geht es mir nicht darum, mit Geschäftspartnern Business zu machen. Es geht mir viel mehr um einen Austausch von Mensch zu Mensch. Mal mit Praktikanten, Freelancern oder ehemaligen Kollegen. Ein anderes Mal verabrede ich mich mit digitalen „Freunden“, um sie auch „in echt“ kennenzulernen. Und manchmal esse ich auch mit einem fremden Menschen.

Vor ein paar Tagen kaufte ich in der Stadt einem Verkäufer eine Obdachlosenzeitung ab. Es war windig, die Finger des Mannes waren rot vor Kälte. Ich fragte ihn, ob er eine kleine Pause machen wollte und ich ihn in den Burger King auf der gegenüberliegenden Straßenseite einladen dürfte. Er schaute verblüfft, ich wiederholte meine Einladung. „Ein Käffchen“ würde er nehmen, antwortete er schüchtern und mit heiserer Stimme.

„Das Leben passiert“, sagte er, aber es klang nicht klagend

Wir gingen hinein. Auf den Tischen standen lauter goldene Pappkrönchen. Ich sagte, dass ich ihm auch gerne etwas zu essen bestelle. Zögerlich sagte er, dass Nuggets ein Traum wären. Ich bestellte sie. „Eine Tüte voll Glück“ stand auf der Papiertüte.

Wir unterhielten uns und der Mann taute im wahrsten Sinne des Wortes auf. Seine Geschichte vom tiefen Fall aus dem sozialen Netz ist eine von vielen. An mancher Webgabelung hätte es auch eine andere Abzweigung gegeben. „Das Leben passiert“, sagte er, aber es klang nicht klagend. Was er sich wünscht? Dass viele Mitmenschen ihn wenigstens wahrnehmen, wenn er ihnen freundlich seine Zeitung anbietet. Die meisten gehen einfach vorbei und blicken in die andere Richtung.

„Komm mal wieder“, sagte er zum Abschied leise. Bestimmt.

ein Artikel von
Marcus Lucas