Mach dich leicht

Warum wir Möbel bald nur noch mieten, statt sie zu kaufen

von Moritz Weinstock

Du denkst beim Thema Shared Economy immer gleich an Car-Sharing? Dann pass’ mal auf, denn abseits vom Stadtflitzer, hat sich das Modell des Teilens auch in den Bereich des Wohnens vorgewagt. Wir zeigen dir fünf Unternehmen, die dir Designer-Möbel zur Miete anbieten.

Wir leben im Zeitalter Digitaler Nomaden, wo Arbeitszeiten flexibel sind und ein Job im Lebenslauf nie mehr als zwei Jahre belegt. Dann geht es weiter, in eine andere Stadt, zu einer neuen Aufgabe. So ist es zumindest mit vielen Berufen im kreativen Bereich. Damit du jederzeit kurzfristig die Zelte abbauen kannst, rät es sich, nicht viel zu besitzen. Denn je mehr du anhäufst, desto schwieriger wird der Umzug. Und seien wir mal ehrlich: brauchst du mehr als Laptop, Smartphone, Rucksack und ein paar Klamotten? We doubt it.

Mieten, statt kaufen

Was positiv für deine Umweltbilanz und persönliche Freiheit ist, lässt sich auch gut auf Firmen und Geschäftsmodelle übertragen. „Nachhaltig“ klingt einfach sexy und passt perfekt zu uns bewusst lebenden Millennials. Vor allem dann, wenn das Wort auch noch mit Designer-Möbeln in Verbindung gebracht wird. Hört sich nach einem Traum an? Bei diesen Anbietern ist die Möbel-Miete bereits Realität:

1
Lyght Living

Das Berliner Start-Up wurde 2018 von Nadine Deuring und Laura Seiler ins Leben gerufen. Bisher agiert ihre Möbelvermietung nur in Berlin, dort aber allem Anschein nach sehr erfolgreich, denn kürzlich ist Rocket Internet mit eingestiegen. Zusammen mit Global Founders Capital sind 21,7 Prozent der Firmenanteile nun in fremder Hand. Mit dem Ertrag planen die Gründerinnen eine Ausweitung ihres Geschäfts auf andere deutsche Städte. Was dir Lyght Living bietet? Einzelne Design-Unikate oder ganze Sets zur Einrichtung deines Schlaf-und Wohnzimmers. Bett plus Matratze, Kleiderständer und Tischleuchte gibt es beispielsweise für rund 60 Euro im Monat, bei einer Mietdauer von 3 Monaten. Billiger wird es, je länger du die Sachen mietest – eine Kaufoption ist optional, oder du richtest dich in ein paar Monaten einfach wieder ganz neu ein. Bleibt dir überlassen.

2
OTTO Now

Nicht ganz so präsent wie Amazon, mit weltweit über 50.000 Mitarbeitern ist Otto allerdings kein zu verachtender Mitbewerber im Online-Miet-Business.

Gerade für eine Wohngemeinschaft ergibt es beispielsweise Sinn, eine teure Wasch-oder Spülmaschine zu mieten, anstatt sie zu kaufen. Zur Auswahl stehen drei Mietzeitpakete bei Möbeln (6,12 und 24 Monate) und vier Mietzeitpakete bei allen anderen Artikeln (3,6,12 und 24 Monate). Auch bei Otto gibt es eine Kaufoption. Zudem richtet sich der Mietpreis nach der Mietdauer. Heißt: je länger, desto billiger wird es. Die Couch „Dana“ gibt es übrigens schon für 21,39 Euro – bei einer Laufzeit von zwei Jahren.

3
Readymade

„Kaufst du noch, oder mietest du schon?“, steht auf der Website von Readymade. Mit einem leichten Augenzwinkern nimmt das Kölner Unternehmen IKEA auf die Schippe („Wohnst du noch, oder lebst du schon”) und legt mit „reduce. reuse. repeat.“ gleich eigene Wertvorstellungen hinterher. Auch bei ihnen gibt es Design-Möbel zur Miete. Um von ihrem Angebot profitieren zu können, musst du einen Account erstellen. Die Mitgliedschaft ist im ersten Jahr kostenlos, danach kostet sie 25 Euro im Jahr, wofür du allerdings noch nichts bekommst. Ihr Sortiment reicht von der Schlafzimmereinrichtung bis hin zu echten Unikaten im Retro-Stil. Du willst in diesem Jahr noch ein paar Sonnenstunden abgreifen, aber traust dich nicht in einen Liegestuhl zu investieren. Für 17 Euro im Monat bekommst du bei Readymade den Sunrocker von Houe. Solltest du dich nach Ablauf der Mietdauer nicht mehr von ihm trennen können, kannst du ihn natürlich ablösen. Einziger Nachteil: Readymade arbeitet bisher nur regional – in Köln.

4
Lendis

Du bist junger Unternehmer oder in der Gründungsphase und hast keinen Bock und keine Kohle, um das erste kleine Office voll auszustatten? Dann ist Lendis vielleicht dein Partner in Crime. Statt dich in hohe Unkosten zu stürzen, um jedem Mitarbeiter einen Schreibtisch samt eigenem Laptop und Display zu ermöglichen, mietest du ganz einfach das, was du derzeit brauchst. Egal ob sich dein Unternehmen in den nächsten Wochen und Monaten vergrößert oder verkleinert, Lendis ermöglicht dir kostengünstig mit der Entwicklung Schritt zu halten, ohne Unsummen für eigenes Inventar auszugeben. Das Workstation Classic Standard Paket, bestehend aus Schreibtisch, Stuhl, Tischlampe, Rollcontainer und Mülleimer, gibt es beispielsweise schon ab 27 Euro im Monat.

5
IKEA

Seit April 2019 testet IKEA die Vermietung von Büromöbeln in der Schweiz. Zwar können derzeit nur Unternehmen Möbel bei IKEA mieten, aber eine Ausweitung des Services auf Privatkunden ist geplant. Aktuell bietet das Pilotprojekt Büro-Pakete, die vom Stuhl, über den Schreibtisch bis hin zur Beleuchtung reichen. Auch als Gesamtpaket. Der günstigste Arbeitsplatz mit einem Warenwert von umgerechnet 854 Euro soll laut einem Bericht der Welt rund 63 Euro im Monat kosten. Die Mindestlaufzeit beträgt zwölf Monate. Lieferung, Montage sowie Rückbau und Abholung sind mit inbegriffen. Wann und ob der Service bald auch in Deutschland verfügbar ist, bleibt abzuwarten.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.