KUNSTGESCHICHTE

Kunst und Geld: Joseph Beuys

von Marcus Lucas

The Art of Money! Der Kunst-Experte Prof. Walter Smerling schreibt in unserer neuen Kolumne über Geld als Motiv in der Kunst. Teil 4: Joseph Beuys.

„Kunst und Kapital muss neu gedacht werden“

Joseph Beuys (12.05.1921 in Krefeld – 23.01.1986 in Düsseldorf)

Der Mann mit dem Hut revolutionierte die Kunst. Seine Auftritte, seine Aktionen und seine Ideen haben weltweit Aufsehen, Empörung, Unverständnis, aber auch begeisterte Zustimmung ausgelöst.

Egal, wo er auftrat, man konnte nicht weghören, nicht vorbeisehen. Weil er alle Regeln herkömmlicher Kunst rigoros aufbrach, verdreht und sprengte, war er für die einen Guru und Scharlatan, für die anderen Messias, Schamane und Provokateur von Phantasie und Kreativität.

Beuys gilt heute immer noch als einer der einflussreichsten Künstler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst Skulptur, Zeichnung und Performance – alles tief verwurzelt in seinem humanistischen Denken, in seiner Sozialphilosophie und der Anthroposophie.

Als faszinierender Rhetoriker erklärte er seinem Publikum – ob im Museum, in der Akademie oder im Fernsehstudio – seinen erweiterten Kunstbegriff: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Dahinter steht die Überzeugung, Kunst als kreatives gesellschaftliches Handeln zu denken. Grundsätzlich sei diese Fähigkeit allen gegeben und jeder aufgefordert, die gesellschaftliche Entwicklung mitzugestalten. Somit wird die Kunst bei Beuys zur „sozialen Plastik“ und ist immer in Veränderung.

Beuys wollte eine freie Akademie mit Zugang für alle. Vor allem wollte er überlieferte Vorstellungen und Begriffe neu denken. Arbeit und Kapital hat er neu definiert.

Demonstrativ signierte er Geldscheine, die Symbole des Kapitalismus, um ihren neuen Wert zu demonstrieren: Kunst = Kapital.

Die Fähigkeit, durch schöpferische Gedanken kreative Prozesse in Gang zu bringen, war für Beuys das eigentliche Kapital. Volksvermögen wird hier im Wortsinn gedacht. Der eigentliche Wert liegt nicht im Geld, sondern in der Kreativität. Rigoros schrieb Joseph Beuys auf die Akademie-Tür: „Wer nicht denken will, fliegt raus.“

ein Artikel von
Marcus Lucas