Faktencheck

Lohnt sich noch ein Konto bei der Sparkasse?

von Nils Matthiesen

Millionen Deutsche haben ein Konto bei der Sparkasse – war halt immer so. Doch wie gut schlägt sich der Marktführer gegen die Konkurrenz? Lohnt es sich umzusteigen? ZASTER macht den Check.

Ein Konto bei der Sparkasse war lange wie Nutella auf dem Frühstückstisch. Es war einfach da, oft hatten die Eltern es bereits eingerichtet, als man noch ein Kind war. Genau wie bei Nutella (durch den hohen Palmölanteil) stellen sich jetzt aber immer mehr die Frage: Brauch ich das noch? Und gibt es nicht bessere Alternativen? ZASTER macht den Check.

Totale Marktführerschaft

Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Aber die Sparkasse ist unter Deutschlands Banken immer noch unangefochten die Nummer Eins. Laut Statista hatten 2016 unglaubliche 32 Millionen Deutsche bei der Sparkasse ein Giro- oder Gehaltskonto. Abgeschlagen auf Platz 2 folgten die Volksbanken/Raiffeisenbanken mit ca. 13,3 Millionen Kunden und auf Platz 3 die Postbank mit 6,75 Millionen Kunden. Laut Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSVG) haben sogar mehr als 39,3 Millionen Kunden ein Girokonto bei der Sparkasse (Stand: Mai 2018).

Die Gründe für die Marktführerschaft liegen auf der Hand. Es gibt in Deutschland rund 385 regionale Sparkassen, in nahezu jeder Stadt ist der nächste Geldautomat mit dem vertrauten roten Logo gefühlt an jeder Ecke zu finden. Um die 25.000 Automaten haben die Sparkassen in ganz Deutschland im Betrieb, mehr als jede andere Bank. Die Sparkasse ist da, wenn man sie braucht, so das Gefühl.

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Filialsterben allerorten

Doch die Digitalisierung macht dem Geschäftsmodell der Überallpräsenz immer mehr zu schaffen. Die meisten Deutschen erledigen ihre täglichen Bankgeschäfte wie Überweisungen oder Kontocheck inzwischen online. Nur die ältere Kundschaft bevorzugt noch den persönlichen Kontakt am Bankschalter. Filialen zu unterhalten ist aber teuer. Die Zeiten, in denen es in jeder kleineren Ortschaft außer Kirche, Rathaus und Bäcker auch die Geschäftsstelle einer Sparkasse gab, sind vorbei. Deutlichen Abbau gibt es vor allem auf dem Land. Immer mehr Sparkassen ziehen sich aus der Fläche zurück – auch, weil in vielen Ortschaften die Zahl der Einwohner immer weiter sinkt. Aber auch in Städten schwingt die Sparkasse die Abrissbirne. Vor kurzem gab etwa die Kreissparkasse Köln bekannt, dass sie bis zum Frühjahr 45 von 158 Niederlassungen schließen wird. In vielen anderen Städten sieht es ähnlich aus. Der Bankschalter wird immer mehr Auslaufmodell. Dadurch schwindet der USP der Sparkassen. Ganz im Gegenteil zeigen sich immer mehr Schwächen.

  • Hohe Gebühren: Jede der 385 Sparkassen kocht ihr eigenes Gebühren-Süppchen. Deswegen lässt sich kein Pauschalurteil zu den Sparkassen-Gebühren fällen. Klar ist aber trotzdem: Sparkassen-Kunden zahlen in der Regel höhere Kontoführungsgebühren und mehr für Serviceleistungen als bei vielen anderen Banken. Beim Gros der Direktbanken kostet die Kontoführung beispielsweise keinen Cent, bei der Haspa zum Beispiel 7,90 Euro. Immerhin gibt es für Schüler, Azubi oder Student oft spezielle Angebote mit teilweise kostenfreier Kontoführung und Zahlungsverkehr. In seltenen Fällen entfallen zudem Kontoführungsgebühren für reine Online-Gehaltskonten mit einem monatlichen Geldeingang in bestimmter Höhe.
  • Schlechte Zinskonditionen: Zugegeben, die Verzinsung von Tagesgeld ist aktuell bei allen Banken schlecht, bei den Sparkassen aber im Speziellen. Bei den meisten Sparkassen gibt es exakt 0,0%. Bei den Sparbüchern gibt’s bei der Kreissparkasse Heilbronn mit 0,03% Prozent noch die höchste Rendite, die meisten anderen rechnen mit 0,01% – summa summarum reine Geldvernichtung. Laut Konto.org sind die Dispozinsen, die bei Überziehung anfallen, dagegen nicht von Pappe. Im Durchschnitt liegen die der Sparkassen bei 10,40 Prozent. Bundesweit lag der durchschnittliche Dispozins aller Banken zuletzt bei 9,72 Prozent.
  • Steigende Kosten: Immer mehr Sparkassen rütteln an einem Tabu. Vor allem in entlegeneren Landkreisen erheben einzelne Sparkassen Gebühren fürs Ziehen von Bargeld am Geldautomaten. Der sogenannte Verbundvorteil, mit dem die Sparkassengruppe bislang immer für sich geworben hat, ist zumindest partiell Geschichte.

Wenig Argumente auf der Habenseite

Unterm Strich spricht nur dann noch etwas für die Sparkasse, wenn keine andere Bank vor Ort einen Geldautomaten anbietet. Dazu musst du wissen: Immer mehr Banken bieten die Möglichkeit, auch im Supermarkt gebührenfrei Geld abzuheben („Cash Back“). Zudem bieten viele Direktbanken das kostenlose Abheben per Kreditkarte an allen Automaten, die diese Karte akzeptieren. Das sind oft mehr Automaten, als selbst die Sparkasse betreibt. Rein rational spricht also meist nicht mehr viel für ein Konto bei der Sparkasse. Die Gebühren sind hoch und die Zinsen unattraktiv. Zeit, sich nach Alternativen umzuschauen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.