EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HAT

Hut ab!

von Philipp Grabowski

Das neue Allzeithoch vom DAX sorgt für Feierlaune an der Börse. Volker Schilling blickt für ZASTER auf die wichtigsten Themen der Finanzmärkte in dieser Woche.

Hut ab

Wer hätte gedacht, dass nach der Angst der Vorwoche, die Börsen so schnell wieder auf Rekordlaune avancieren? So gab es neue Allzeithochs beim Dow Jones und DAX. Dabei waren die Börsianer doch noch vor kurzem auf der Hut vor der nahenden Inflation und den damit steigenden Zinsen.

Aber was soll´s, inzwischen bringen die Anleger Inflation und trotzdem steigende Börsen unter einen Hut. Zurecht wie ich finde, da sich historisch zeigt, dass kleinere Inflationssorgen die Börse noch nie ausgebremst haben.

Außerdem sind die Aktionäre in der Obhut der Notenbanken. So hat auch diese Woche EZB-Chefin Christine Lagarde klargemacht, dass sich die Bürger Europas gut behütet fühlen dürfen. Und um dies zu dokumentieren, beschleunigt man kurzerhand noch einmal die Anleihekäufe des PEPP (Pandemic Emergency Purchase Program), erhöht die Inflationserwartungen, die man tolerieren will und gibt die Zusage, dass das Programm so lange läuft, bis der EZB-Rat die Krise für bewältigt hält.

Hut ab, das ist fast ein Blankoscheck für weiter steigende Aktienkurse. Doch:

Auf der Hut sein

In Zeiten der unbegrenzten Geldversorgung und der Negativzinsen ziehen immer mehr unlautere Finanzschausteller übers Land und zaubern risikolose Renditen aus dem Hut. Letztlich gibt es diese aber nicht. Umso mehr bin ich immer wieder verwundert, mit welcher Arglosigkeit man der Arglist der seriösen Hutträger auf dem Leim geht.

So zuletzt geschehen bei der Greensill Bank. Dort gab es höhere Zinsen für Tagesgelder und defensive Anlagen. Und da BaFin-reguliertes Institut und Bank draufsteht, musste man per se nicht auf der Hut sein.

Soweit die Praxis, aber die Theorie ist so simpel wie einfach: Wer mir mehr Zinsen verspricht, als es eigentlich am Markt gibt, der muss dafür andere Risiken haben. Kurzum: Man muss immer auf der Hut sein, wenn einem risikolos mehr versprochen wird als üblich. Und wer war mal wieder besonders empfänglich für solche Versprechen? Richtig: Kommunen und Rundfunkanstalten, also staatliche und halbstaatliche Organisationen, die gar nicht angehalten sind, Renditen zu optimieren.

Und so ist das Ende dieser Tragödie schon wieder geschrieben: Diejenigen, die dachten, dass sie am Ende den Hut aufhaben, tragen wieder mal eine Narrenkappe.

Den Hut nehmen

Und wenn Sie glauben, dass jetzt die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden, bei Sendern und Rundfunkanstalten den Hut nehmen und dafür geradestehen, dann irren Sie gewaltig. Vehement weist man die Schuld von sich. Sollen doch die Anderen ihren Hut in den Ring werfen und die Schuldkämpfe austragen.

Da lobe ich mir die Zeitgenossen, die wissen, wann es Zeit ist, seinen Hut zu nehmen. So wie Jogi Löw oder Dieter Bohlen, die beide diese Woche angekündigt haben, dass sie ihre Tätigkeiten in diesem Jahr beenden werden. Börsenrelevanz haben das Sport- und Showbusiness-Ereignis allerdings nicht.

Anders könnte dies beim wohl prominentesten Rücktritt diesen Jahres laufen: Bundeskanzlerin Angela Merkel wird dieses Jahr ihren Posten ebenfalls zur Verfügung stellen. Mit Sicherheit wird dies in den kommenden Ausgaben eine Rolle spielen, wer denn künftig die Richtlinienkompetenz der Wirtschaft bestimmt.

Als bekennender Hutträger nehme ich aber jetzt denselbigen in die Hand und verabschiede mich für heute. Ich ziehe vor Ihnen den Hut: Habe die Ehre!

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski