EURO, DOLLAR, SCHILLING – WAS DEN FINANZMARKT DIESE WOCHE BEWEGT HATvo

Grusel, Geister und Geldgeschenke

von Philipp Grabowski

Unser ZASTER-Kolumnist Volker Schilling blickt vor Halloween auf eine Börsenwoche mit jeder Menge Süßem und Sauren für die Aktionäre.

Süßes oder Saures

Diese Woche wird mit Halloween enden und genauso gruselig ging es auch an der Börse zu. In der letzten Ausgabe machte ich bereits darauf aufmerksam, dass sich etwas zusammenbraut und rückblickend ging es mal wieder ganz schnell. Alleine der Dax korrigierte über 10% in einer Woche. Dabei gab es wie für die Kinder bei Halloween auch Süßes und Saures.

Besonders bitter war es für SAP und Nokia. Beide Unternehmen gaben bekannt, dass sie ihre Gewinnziele nicht erreichen werden und daher ihre Prognosen korrigieren. Und von den Börsianern gab es daraufhin Saures. Alleine SAP stürzte an einem Tag über 20% ab. Man sieht, wie erbarmungslos inzwischen abgestraft wird, wenn allein die teilweise überzogenen Erwartungen nicht erfüllt werden. Denken Sie einmal darüber nach, welche Erwartungen auf vielen der hochgejubelten Tech-Aktien liegen. Mir läuft da ein Schauer über den Rücken.

Aber es gab auch Süßes zu vermelden. So hat Samsung einen Rekordumsatz für das dritte Quartal gemeldet und damit seinen Investoren viel Freude bereitet. Und auch die Aktionäre von Tiffany konnten sich freuen, nachdem die Übernahme durch LVMH unter Dach und Fach gebracht wurde. Zuletzt wurde sogar befürchtet, dass dieser Deal noch platzen könnte. Apropos Furcht:

Grusel, Geister, Geldgeschenke

Fürchtet euch nicht, so könnte man die Worte der Europäischen Notenbank Chefin Christine Lagarde frei übersetzen, als sie diese Woche die weitere Notenbankpolitik erklärte. Auch wenn der Lockdown-Grusel und die Corona-Geister derzeit übernehmen, stehe die EZB Gewähr bei Fuß, um bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen. Ähnlich wie die Kinder an Halloween, hat sie nur Verbales aber wenig Handfestes zu bieten. Erst einmal bleiben alle Programme, Zinssätze und Maßnahmen unverändert. Aber das „Fürchtet euch nicht!“ hat seine Wirkung nicht verpasst, denn schon für die nächste Sitzung im Dezember hat Frau Lagarde angedeutet, dass alles neu „rekalibriert“ wird. Mit diesem gruseligen Wort beschwört sie die Geister weiterer monetärer Maßnahmen. Und die werden meines Erachtens einen weiteren geldpolitischen Dämon freisetzen: Erweiterung des pandemischen Aufkaufprogrammes um Aktien. Ich rechne damit, dass die EZB im Dezember beginnen wird, sich auch am Aktienmarkt zu engagieren. Kurzum, ich wiederhole meine Empfehlung von letzter Woche: Nutzen Sie die Kursrückgänge, um sich einen schönen Korb mit Süßem zu füllen.

Zwischen Himmel und Unterwelt

Der Sage nach ist Halloween ein Fest am Vorabend Allerheiligens. Und Jack o´Lantern wandert als Untoter zwischen Himmel und Unterwelt mit einer Kerze in seiner Rübenlaterne und zieht damit Jahr für Jahr eine große Show ab. Apropos große Show: Die bot diese Woche auch noch einmal Donald Trump. Er schwebt mit der „Air Force One“ auf dem Flugplatz von Goodyear, Arizona, ein. Sonne, blauer Himmel, Fahnen. Aus den Boxen tönt „We Are the Champions“ von Queen. Er projiziert die Macht der Bilder in die Medien und zu seinen Fans und wenn es darum geht, wer die größte Show, den bombastischsten Auftritt hinlegt, so würde Donald Trump locker gewinnen. Und seine Heilsverkündung: „Das nächste Jahr wird das beste Jahr in der Geschichte der USA. Wir werden den großartigsten wirtschaftlichen Aufschwung aller Zeiten erleben.“ Wollen wir hoffen, dass er recht behält, egal wer nächste Woche das Rennen machen wird. Ich vermute, dass uns der Grusel auch über Halloween hinaus erhalten bleibt.

Ihr Volker Schilling

ein Artikel von
Philipp Grabowski