WIE GLÜCKLICH MACHT GELD?

Der Führerschein fürs selbstständige Leben

von Philipp Grabowski

Nur wenige Teenager wollen sich den Führerschein selbst finanzieren. ZASTER-Kolumnist Frank Behrendt bemerkte, dass sich diese Einstellung über die Jahre stark verändern kann.

Ich bin sicher, alle Eltern kennen das: Der heranwachsende Nachwuchs erklärt entrüstet: „Alle anderen dürfen/kriegen/haben dies oder das…“

Egal ob es um besonders stylische Marken-Klamotten, möglichst späte Heimkehrzeiten von Partys oder das erste Auto geht. Immer entsteht der Eindruck, die ganze Welt hat alles, nur die bedauernswerten eigenen Kinder werden von den abgrundtief fiesen Rabeneltern aus purer Boshaftigkeit vergessen.

Ich war auch nicht anders: Als aufbegehrender Jugendlicher fand ich es eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass ich mir meinen Führerschein selbst verdienen musste. Grimmig brachte ich Äpfel zur Mosterei, schuftete in einem Pflanzencenter, trug Zeitungen aus und verfasste lustige Werbetexte für den örtlichen Ölhändler.

Mein Vater meinte, irgendwann würde ich schon verstehen, dass einem nicht alles von selbst zufällt, sondern dass die entscheidenden Schritte in ein selbstbestimmtes Leben mit Arbeit und dazugehöriger Entlohnung verbunden sind.

Als ich selbst Vater wurde, hatte ich seine erzieherische Maßnahme längst kapiert. Also kopierte ich meinen alten Herrn und meine älteste Tochter verdiente sich ihren Führerschein im orange-weiß-gestreiften OBI-Dress mit einem Biber-Anstecker. Heute, wo sie als verbeamtete Lehrerin ihr eigenes Geld verdient, lachen wir darüber und sie gibt zu, dass sie mich damals mitsamt dem grinsenden Biber am liebsten zum Mond gewünscht hätte.

Ihre beiden jüngeren Geschwister fragten kürzlich, ob sie sich ihre Führerscheine in ein paar Jahren auch selbst erarbeiten müssten. Ich nickte schmunzelnd. Der Junior tönte, bis dahin hätte er eine erfolgreiche App entwickelt, deren Erlöse ihm neben dem Führerschein auch einen Sportwagen ermöglichen würden. Unsere Jüngste meinte, sie würde auf den Spuren ihrer großen Schwester ebenfalls im Baumarkt Geld verdienen.

Meine Frau hat sich bei den Finanzierungsdiskussionen immer auffällig zurückgehalten: Sie hat für ihren damals keinen Pfennig bezahlt – ihr Patenonkel war Fahrlehrer.

ein Artikel von
Philipp Grabowski