Wie glücklich macht Geld?

Mr. Dave verkauft am Strand immer noch ein Stück vom Glück

von Steven Plöger

Im September 2016 schrieb ich eine meiner ersten Kolumnen auf stern.de. Sie handelte von einem Strandverkäufer auf Mauritius. „Mr. Dave“, den die Kollegen am Strand ehrfurchtsvoll „King of Pearls“ nennen. Er war mehr Künstler als Handwerker und zudem ein zutiefst zufriedener Mensch.

Letzte Woche bekam ich eine E-Mail von einem Ehepaar. Sie waren am Strand von Trou aux Biches auf Mauritius und hatten Mr. Dave getroffen. Meinen damaligen Artikel hatten sie ausgedruckt und als Tipp zu ihren Reiseunterlagen gesteckt.

Sie berichteten mir, dass der strahlende Verkäufer nach wie vor täglich am traumhaft schönen Strand unterwegs ist. Mit seiner Baseballcap im hellblauen Hemd. Noch immer dreht er um, wenn er so viele Ketten und Armbänder verkauft hat, wie er zum Leben braucht. Mehr interessiert ihn nicht, er hat lieber mehr Freizeit, die er mit seiner Familie verbringt. Mich hat dieser Mann vor Jahren schon tief beeindruckt. Er lebt das vor, was vielen Menschen in unserer rastlosen Welt abhandengekommen ist: Zufriedenheit.

Zahlreiche Zeitgenossen bezahlen sehr viel Geld, um bei Seminaren an abgeschiedenen Orten das Glück und sich selbst wieder zu finden. Dabei ist es immer da und meist ganz nah. Auf LinkedIn schrieb mir der Digital-Berater und Key-Note Speaker László Földesi: „Ich bin dankbar für die vielen kleinen Begegnungen, die so groß auf mich wirken.“ Der Mann hat verstanden, dass es viele inspirierende Menschen am Wegesrand gibt, die mit ihrer Art und Weise einen Impuls setzen. Ohne Mikro und Bühne.

Um diese versteckten Gurus zu entdecken, muss man genau hinsehen – mit den Augen und dem Herzen. Im Netz findet man sie eher nicht, aber in der nach wie vor wunderbaren realen Welt. So wie an einem weißen Strand am tiefblauen Meer unter Palmen. Aber denkt daran, wenn ihr Mr. Dave etwas abkaufen wollt: Er nimmt nur die einheimischen Rupien, Kreditkarten sind unerwünscht und Apple-Pay kennt er nicht. Glücklich ist er trotzdem. Bestimmt sogar glücklicher als so mancher von uns.

ein Artikel von
Steven Plöger