Was kostet eigentlich …

… ein Kind?

von Nikolina Krstinic

Lange bevor der Kinderwunsch zum Kinderglück wird, stellen sich Paare die Frage: Was kostet ein Kind? Das Statistische Bundesamt (Destatis) liefert im Vier-Jahres-Rhythmus die Hochrechnung der etwas anderen Art – und verdeutlicht, dass Kinder immer teurer werden. Eine Abrechnung.

Ein Kind verändert alles: Es schärft den Blick für die bedeutsamen Dinge des Lebens, bringt uns zum Lachen und manchmal an den Rand der Verzweiflung. Durch unsere Kinder können wir jeden Tag etwas über die Welt und uns selbst lernen, und erfahren mit einem Schlag, was bedingungslose Liebe ist.

Doch ein Kind zu haben ist nicht nur eine unbezahlbare Erfahrung. Für die meisten Paare stellt sich nach dem Kinderwunsch die Frage: Können wir uns das überhaupt leisten?

ZASTER ist der Frage auf den Grund gegangen. Mit einem interessanten Ergebnis.

Von der Geburt bis zur Volljährigkeit, das sind 18 lange Jahre im Leben der Eltern. Einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge kostet ein Kind in diesem Zeitraum durchschnittlich 660 Euro im Monat. Ein ganz schöner Knüller, wenn man bedenkt, dass das durchschnittliche monatliche Bruttoeinkommen in Deutschland 2500 Euro beträgt. Da bleibt für etliche Paare nicht mehr viel Spielraum für persönliche Befindlichkeiten.

Die ersten Schritte

Vom ersten Schnappen nach Luft bis zur ersten Schultüte vergehen sechs Jahre. Und die vergehen schnell. Gerade kauft man noch die Vorteilspackung Windeln, wöchentlich neue Schnuller, monatlich neue Fläschchenaufsätze mit unterschiedlichen Saugstärken und Babynahrung in rauen Mengen. Dann dreht man sich kurz um, und schwups, ist der kleine Racker raus aus den Windeln und bereit für den Kindergarten. In den ersten fünf Lebensjahren kostet ein Kind im Monatsdurchschnitt 587 Euro, mit zunehmendem Alter wird der Nachwuchs teurer. Dieser Wert errechnet sich aus Kosten für Kleidung, Verpflegung, Freizeit, Arztkosten und sonstigen Ausgaben.

Für Eltern spielt auch die kostspielige Kinderbetreuung, vor allem in den ersten Lebensjahren, eine wesentliche Rolle. Während die Große Koalition es vorsieht, die Kita-Gebühren nach und nach abzuschaffen, müssen etwa Eltern, die beide berufstätig und selbstständig sind, oftmals noch zusätzlich hohe Kosten für eine private Kinderbetreuung (Babysitter oder Tagesmutter) decken, um ihre Erwerbstätigkeit zu sichern und zugleich wertvolle Zeit mit der Familie verbringen zu können. Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sieht zudem ein „Gute-Kita-Gesetz“ vor, das mehr Pädagoginnen und Pädagogen auf die Berufslaufbahn des Erziehers locken soll. Bereits im Januar 2019 soll es in Kraft treten.

Von Mäusen und Menschen

Einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung zufolge sind weit mehr Familien von Armut betroffen, als bislang angenommen wurde. So habe auch die sukzessive Erhöhung des Kindergeldes über die vergangenen Jahrzehnte die finanzielle Situation von Familien nicht direkt verbessert. Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, betont außerdem, dass Kinder nach wie vor ein Armutsrisiko in Deutschland seien und sich der Wohlstand einer Familie mit jedem weiteren Kind verschlechtere. So seien 18 Prozent aller Familien mit drei Kindern und ganze 16 Prozent jener mit zwei Kindern in Deutschland armutsgefährdet. Ebenso schwerwiegend sehe die Situation für Alleinerziehende aus: Bei ihnen stiege das Armutsrisiko auf 68 Prozent. Zudem ist in Deutschland jedes vierte Kind von Armut bedroht. Um dem entgegenzuwirken, soll ein neues Gesetz zur Existenzsicherung von Kindern und Jugendlichen in Kraft treten.

Von der ersten Schultüte …

Sobald das Kind die Schulreife erreicht hat, steigen auch die Ausgaben rasant an. Diese belaufen sich im Alter von sechs bis elf Jahren auf 686 Euro monatlich. Von der Erstausstattung wie Schulbüchern, Schreibwaren und Sportklamotten bis hin zu Museumsbesuchen oder Bildungsreisen müssen Eltern laufend Kosten decken. Auch die Finanzerziehung spielt eine wesentliche Rolle. So ist es üblich, seinen Kindern regelmäßig Taschengeld zuzustecken, um ihnen ein Gespür für den Umgang mit Geld zu geben und ihnen eine gewisse Unabhängigkeit zuzugestehen.

… bis in die Teenagerjahre

Im Alter von 12 bis 18 Jahren werden Kinder richtig kostenintensiv: 784 Euro soll ein Teenager vom Beginn der Pubertät bis zur Volljährigkeit kosten. Neben der schrittweisen Abkapselung von den Eltern und den immer stärker ausgeprägten eigenen Bedürfnissen wird die Zugehörigkeit zu einer Clique oder die Mitgliedschaft in einem Sportverein besonders wichtig. Und mit dem Aufkommen der ersten romantischen Gefühle wird auch das individuelle Auftreten zu einer geradezu tagesfüllenden Aufgabe. Jugendliche definieren sich gerne über ihren Kleidungsstil, den individuellen Musikgeschmack und sogar einen spezifischen Ernährungsstil. Auch das neueste technische Equipment ist häufig ungeheuer wichtig. So haben laut einer Erhebung mit dem Titel Grunddaten: Jugend und Medien 2018 stattliche 97 Prozent aller Jugendlichen ein Smartphone.

Die ersten 18 Jahre kostet ein Kind seine Eltern rund 148.000 Euro. Dafür bekommt man in einigen Bundesländern bereits eine kleine Eigentumswohnung, oder man könnte einige Jahre lang sorgenfrei leben, ohne arbeiten zu müssen. Doch auch nach Vollendung des 18. Lebensjahres haben Kinder weiterhin einen Anspruch auf diverse Zahlungen, beispielsweise solange das Kind studiert; und im Fall einer Scheidung müssen Alimentenzahlungen getätigt werden.

Fassen wir zusammen, so können wir sagen: Ein Kind ist teuer. Ein Kind bereichert das Leben aber auch auf eine unvergleichliche Art. Und das ist weit mehr wert, als auf ein Sparkonto passt.

ein Artikel von
Nikolina Krstinic
Nikolina Krstinic studierte in Wien und Berlin Kulturwissenschaften, Journalismus und Unternehmenskommunikation. Sie ist als freie Autorin und Journalistin tätig - seit Februar 2018 auch für Zaster.