Giganten der Finanzwelt

Die unheimliche Macht der Hedge-Fonds

von Nils Matthiesen

Was steckt hinter dem Mythos Hedge-Fonds? Wie funktionieren sie und warum haben sie so einen großen Einfluss auf die Märkte in aller Welt? ZASTER klärt auf.

Hedgefonds wirken auf die meisten geheimnisvoll und seltsam, wie schattenhafte Finanz-Supermächte. Dabei handelt es sich im Prinzip „nur“ um eine spezielle Art aktiv verwalteter Investmentfonds, die darauf abzielen, Anlageportfolios vor Marktunsicherheiten zu schützen und gleichzeitig positive Renditen sowohl in Aufwärts- als auch in Abwärtsmärkten zu erzielen. Klingt harmlos, sie haben es aber in sich.

Vor allem aus zwei Gründen: Zum einen verfügen sie über unheimliche Macht, da sie zusammen mehrere Billionen (1 Billion = Tausend Milliarden) Dollar verwalten. Allein Black Rock, die größte Investmentgesellschaft der Welt, verwaltet ein Vermögen von unvorstellbaren 6,84 Billionen US-Dollar (rund 6,2 Billionen Euro). Mit dieser Power können sie Märkte pushen oder aber auch zum Einsturz bringen. Politiker machten sie schon für diverse Krisen verantwortlich.

Monster der Finanzmärkte

Zum anderen zeichnen sich viel Hedge-Fonds durch eine besonders riskante Anlagestrategie aus. Sie spekulieren zum Beispiel mit Optionsscheinen und Termingeschäften auf bestimmte Kursbewegungen oder verkaufen Positionen, die sie gar nicht besitzen. Bei solchen „Leerverkäufen“ setzen sie beispielsweise auf fallende Kurse beim DAX. Fällt der deutsche Leitindex dann wirklich, klingelt die Kasse.

Geschieht das im großen Stil, können sie damit die Kurse beeinflussen. Wie groß ihr Einfluss sein kann, zeigt das Beispiel des US-amerikanischen Investors George Soros. Der berüchtigte Hedgefonds-Manager setzte 1992 massive auf den Fall des britischen Pfund. Er verursachte dadurch einen gewaltigen Kursrutsch und strich kurze Zeit später über eine Milliarde Euro Gewinn ein.

Der Favorit der Superreichen

Dabei wurden Hedge-Fonds ursprünglich entwickelt, um die Anleger gegen bestimmte Risiken abzusichern. Daher stammt auch der Name, der sich vom englischen „hedging“ ableitet, zu Deutsch „absichern“. Inzwischen lautet das Ziel aber vorrangig, unabhängig vom Marktgeschehen möglichst konstant hohe Renditen zu erzielen – koste es, was es wolle. Otto-Normalverbraucher bleiben dabei außen vor. Zu den Kunden zählen vielmehr Superreiche, Lebensversicherungen und Stiftungen. Die Nachfrage ist hoch, in den letzten 20 Jahren ist das verwaltete Vermögen von Hedgefonds um mehr als das Tausendfache gewachsen.

Milliarden-Gehälter für die Besten

Dabei sind die Renditen bei Hedge-Fonds eher durchschnittlich und die Gebühren exorbitant hoch. Warum wollen also so Viele dabei sein? Der simple Grund: Besser man schwimmt mit den Hedge-Fonds, als dass man gegen sie wettet. Zudem gehen die Anleger davon aus, dass Hedge-Fonds einen Informationsvorsprung haben. Die Manager sind so gut vernetzt und informiert, dass sie etwas wissen könnten, was andere nicht wissen – so zumindest die Annahme. Informationen sind in der Finanzwelt schließlich Gold wert.

Mehr zu wissen, bestimmte Dinge zu wissen, etwa schneller zu wissen – all das kann über Erfolg und Misserfolg entscheiden. Aus diesem Grund stellen die Hedge-Fonds die Besten und die Klügsten ein, geködert durch Millionen- oder sogar Milliardengehälter. Auch Verbindungen sind ein wichtiges Kriterium. Die Verquickung von Politik und Geld ist nicht nur in den USA extrem.

Hohes Risiko

Theoretisch kannst du in Deutschland aufgrund des hohen Risikos über „Dach-Hedge-Fonds“ dein Geld in Hedge-Fonds stecken. Das ist aber keine gute Idee. Denn dadurch brichst du eine der wichtigsten Regel der Geldanlage: Prüfe genau, wohin dein Geld fließt. Bei einem Investment-Fonds sind alle Beteiligungen haarklein aufgelistet, bei einem Hedge-Fonds verschwindet dein Geld in einem schwarzen Loch. Denn welche Anlagestrategie ein Hedge-Fonds verfolgt, bleibt stets ein Geschäftsgeheimnis.

Fazit

Niemand weiß, was Hedge-Fonds wirklich mit den gewaltigen Geldsummen anstellen. Unterm Strich ist ihr Geschäftsgebaren intransparent, risikoreich und spekulativ.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.