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Auswandern: Was kostet das Leben in Portugal?

von Michael André Ankermüller

Emmy wechselte früh vom Ökonomiestudium in die Modewelt Berlins, wo sie in den jungen 2000er Jahren neue Modelabels portraitierte, die Kommunikation für eine renommierte Hutmarke betreute und das von ihr mitgegründete Accessoirelabel managte, bis sie in 2015 mit ihrer Familie nach Lissabon zog.

Emmy wechselte früh vom Ökonomiestudium in die Modewelt Berlins, wo sie in den jungen 2000er Jahren neue Modelabels portraitierte, die Kommunikation für eine renommierte Hutmarke betreute und das von ihr mitgegründete Accessoirelabel managte, bis sie in 2015 mit ihrer Familie nach Lissabon zog.

Von dort berät sie internationale Kunden als Destination Manager für Portugal und vermittelt kleineren und nachhaltigen Modemarken Kontakte zu Herstellern vor Ort. Sie leitet die TAKEaWALK.in guides in Portugal, und wird im Sommer eine Eisdiele in Lissabon eröffnen.

1. Warum bist Du nach Portugal gegangen und was hält Dich dort?

Es war keine Entscheidung aufgrund eines Jobs vor Ort, der einen Umzug erforderlich gemacht hätte (das ist denke ich ohnehin selten der Fall für deutsche Einwanderer nach Portugal – es kamen einfach Gründe zusammen, allen voran der Wunsch nach einer neuen Herausforderung, sowie der Wunsch dass meine Kinder die Erfahrung machen, in einem fremden Land zu leben.

Wir hatten eine positive Verbundenheit mit Portugal, waren oft dorthin gereist, hatten portugiesische Freunde und die Vorstellung, dass man dort etwas umkomplizierter „ankommen“ kann als in anderen Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Spanien.
 Die kleinere Größe des Landes gibt einem das Gefühl, das Land leichter „erfassen“ zu können. Übrigens etwas, was ich heute ganz anders sehen würde.

Was mich dort hält: Natürlich sind wir auf eine Art dort angekommen. Man richtet sich ein in seinem neuen Habitat und noch immer ist vieles neu und spannend.
 Und die Verbindung zu unserer alten Heimat Berlin schwindet – die Stadt entwickelt sich ja auch ohne einen selber weiter. Mit Abstand von Deutschland finde ich bestimmte Verhaltensweisen in Deutschland auch immer unangenehmer, vor allem die aggressive Grundstimmung.

Ich denke es kommt schon stark darauf an in welcher Lebenssituation und in welchem Alter man auswandert – ob als Studentin, junger Selbstständiger oder als Familie. So oder so bleibt man sicher ein wenig zwischen den Welten hängen und fühlt sich weder hier noch im Heimatland ganz zuhause. Das ist aber keineswegs unangenehm, es gibt einem auch eine gewisse Freiheit.

Ich sehe mich in Portugal durchaus als Einwanderer, als Immigrant und weniger als Expat. Und dazu gehört für mich nebem dem Erlernen der Sprache, was unbedingt dazu gehört, zu versuchen, viel über die Gesellschaft zu lernen – weit über die Betrachtungen hinaus, die die meisten Zugereisten – auch ich – hier nach einer Weile teilen. Dieses Jahr starte ich ein neues Projekt, nämlich eine Eisdiele, auf diesen Gedanken wäre ich in Berlin nie gekommen. Die Hürde erscheint weniger hoch als in Berlin, obwohl es keineswegs einfacher ist oder schneller geht.

2. Was können Deutsche von den Portugiesen lernen? Und möglicherweise andersherum?

Von Portugiesen können Deutsche lernen zunächst einmal mehr Geduld zu haben! Sich nicht über Dinge aufzuregen die nicht funktionieren, insbesondere wenn sie einen garnichts angehen! Die Deutschen sehen sich ja gerne als Experten in allem und kommentieren dementsprechend. Umgekehrt sind die Deutschen selbstkritischer was die eigene Gesellschaft betrifft, und es gibt kaum noch Tabuthemen, man arbeitet auf oder diskutiert. In Portugal existiert verdeckter oder garnicht so verdeckter Rassismus, der nicht angesprochen wird, Aspekte der Geschichte werden nicht oder kaum diskutiert, und es gibt weniger grosse öffentliche Debatten.

Die portugiesische Gesellschaft ist sehr hierarchisch geprägt, dem ‘Chef’ und jeder Leitungsposition wird gehuldigt und wenig kritisch hinterfragt. Ich denke hier können die Portugiesen auch von den Deutschen lernen, selbstständiger und ‘selbstdenkender’ zu werden, mehr eigene Antworten zu entwickeln als auf Vorgaben ‘von oben’ zu warten. Ein ganz anderer Bereich in dem die Deutschen (oder Deutschland) von Portugal lernen können: Digitalisierung! Es ist in Portugal nicht immer einfach (bzw. oftmals sehr schwer!) herauszufinden, an welche Stelle man sich mit einer Frage wenden sollte oder wer zuständig ist. Ist man dann aber soweit, geht vieles schnell und unkompliziert, und eben: online oder über eine Handynummer.

Das finde ich Deutschland schwerfälliger. 
Insbesondere Interaktionen mit dem Finanzamt sind viel einfacher abzuwickeln und auch nachzuvollziehen. Auch Banking Services und Bezahlfunktionen sind fortschrittlicher (und das schon eine Weile) als in Deutschland. Die beiden Länder lassen sich aber schwer vergleichen:
 Deutschland ist mittlerweile ein so heterogenes Land, was seine Bevölkerung, Haltung und Eigenarten betrifft. Portugal ist viel homogener. Die Portugiesen sind fest verwurzelt und haben eine klare Haltung gegenüber ihrer Heimat (auch wenn sie auswandern, was viele junge Portugiesen zumindest für ein paar Jahre tun!).

3. Welche drei Tipps würdest du einem Deutschen geben, der auch nach Portugal auswandern will?

Was würde ich raten:
 Seinen Job mitbringen oder seine Kunden ‘mitbringen’ (also mit Wohnsitz in Portugal international Kunden online betreuen und mittel/langfristig ein eigenes Projekt in Portugal entwickeln.) Wenn man ein eigenes Projekt plant – Portugiesen mit einbeziehen! 
Sei es als Architekt, Designer, (Bereiche in denen es in Portugal überdurchschnittlich viel Talent gibt), oder allgemein als Mitarbeiter. 
Zum einen, weil man ihre Hilfe mit vielen Fragen brauchen wird und zum anderen weil es der beste Weg ist mit dem Land und Leuten vertraut zu werden. Und sich darauf einzustellen, die Sprache zu lernen (nicht nur oberflächlich), sich darauf einzustellen, dass man dennoch als Fremder wahrgenommmen wird, lernen nicht nur mit den eigenen Erfahrungen und Augen (aus Deutschland) auf das Land zu sehen!

Was wertvolle Tipps für den Einwanderer sind, hängt in jedem Fall von der Lebenssituation und dem Alter ab – geht man mit Familie oder nicht – evtl. zum Studium? Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass verschiedene Einwanderergruppen, die in den letzen paar Jahren gekommen sind, recht homogene Gruppen bilden. Die Franzosen kommen und investieren, bauen, eröffnen Restaurants und Cafés, haben ihre eigene Community, aber auch gute Kontakte zu Portugiesen und fühlen sich ziemlich wohl. Hingegen sind die deutschen Einwanderer eher von ganz anderen Motiven getrieben: Eine andere Lebensform finden, sich eher in der Natur, als in der Stadt niederlassen: Interesse an Landbau, Yoga oder alternativem Reisen.

4. Wie teuer ist das Leben in Portugal im Vergleich zu Deutschland?

Das Leben in Portugal ist nicht per se günstiger als in Deutschland.
 Eine Wohnung zu mieten ist schwierig (Portugal ist eher ein Kauf-Markt),
findet man aber eine günstige Unterkunft (auf dem Land) und versichert sich
 bei einer portugiesichen Krankenversicherung (ca. 1⁄4 der Kosten als in der deutschen KV) und besucht die vielen einfachen und sehr guten Restaurants und Cafés, lebt man im Vergleich zu Deutschland zunächst einmal günstiger. Für wen das sich Bewegen in der Natur, viel Raum und evtl. ein eigenes Stück Land zu haben, und auch gutes Essen und Trinken eine hohe Lebensqualität bedeuten, bekommt diese in Portugal günstiger als in Deutschland.

Wenn es um tatsächliche Kosten geht, ist aber vieles gleich oder sogar teurer, insbesondere Strom, bzw. Energie allgemein, Benzin, Reparaturen oder Ersatzteile, bestimmte Konsumgüter wie Waschmittel, unter Umständen auch Lebensmittel.

5. Krankenversicherung, Steuern, Rentenversicherung? Wie wird das in Portugal gehandhabt?

Krankenversicherung:
 Jeder Bewohner Portugals hat Zugang zum öffentlichen Gesundheitsdienst, und nutzt er diesen muss nur eine kleine Zuzahlung geleistet werden. Behandlungen sind dann in den öffentlichen Krankenhäusern möglich, deren Zahl aber viel geringer ist, als die der vielen privaten Kliniken. 
Die Mehrheit der Portugiesen versichert sich daher (darüberhinaus) bei einem privaten Versicherungsanbieter, bereits für 80€ hat man eine (volle) Krankenversicherung.
 Jedoch gilt bei den meisten Untersuchungen oder Laboranalysen eine Eigenbeteiligung von 20-40%. Ein einzelner Arzbesuch ist nicht teuer (im Schnitt 80€), jedoch wird eine grössere Untersuchung mit Analysen oft in viele Einzeltermine aufgeteilt, so dass die Selbstbeteiligung mehrfach anfällt. Wer die Versicherung neu abschliessen möchte, muss einige vorgegebene ärztliche Untersuchungen machen und lange Fragebögen ausfüllen.

Die Versicherung deckt nicht alle Risiken ab Tag eins ab, das sollte man sich genau ansehen. Die Arztpraxen und privaten Kliniken (die die Mehrzahl der Kliniken sind), haben Verträge mit den Versicherern, und man muss vorher checken ob die eigene Versicherung mit der Praxis abrechnet.

Steuern:
 Jeder, der nach Portugal kommt und dort temporär oder langfristig etwas machen will, sollte sich eine persönliche Steuernummer (NIF) besorgen. 
Man braucht dafür keine Anmeldung in Portugal, sondern kann diese auch zunächst mit deutschem Wohnsitz beantragen (dafür reicht eine Stromrechnung o.ä. auf den eigenen Namen und Pass/Ausweis). Dabei gibt man auch an, wo man seine ‘Residencia Fiscal ‘ hat, (noch) in Deutschland oder in Portugal. Eine Einkommenssteuererklärung verlangt das portugiesische Finanzamt dann aktiv, wenn es Einkünfte gab, die über die eigene NIF in Portugal abgerechnet wurden (was bei allen Geschäften oder Aufträgen mit portugiesischen Kunden oder Partnern der Fall ist) oder wenn man auf seiner NIF – Anmeldung als Steuersitz Portugal angegeben hat Die Steuersätze liegen zwischen 20 und 48%, bei Einkünften unter 10k in einem Jahr fällt keine EK-Steuer an.

Ein speziell an Ausländer/Einwanderer gerichtetes Steuerprogramm ist das ‘non-habitual tax regime’. Dies ist zunächst einmal dafür gedacht, Hochqualifizierte, spezielles Know-How und Start-up-Unternehmer nach Portugal zu locken. Als Angestellte (oder Unternehmer) zahlen diese nur 20% EK-Steuer pauschal. Es können aber auch andere Einkommensarten (auch Renten), die aus dem Ausland kommen, günstiger oder sogar garnicht versteuert werden.

Rentenversicherung: 
Als Angestellter in Portugal zahlt man automatisch in die portugiesische Sozialversicherung (segurança social) ein. 
Als Selbständiger kann man freiwillig Beiträge einzahlen, nach 144 Monaten erwirbt man damit Rentenansprüche. Arbeitslostengeld wird bewilligt, wenn man die Tätigkeit nicht mehr ausüben kann (etwa weil Kunden fehlen, die Firma schliesst oder ähnlich). Für Deutsche, die bereits Rentenansprüche in Deutschland haben, bietet es sich an, freiwillig in die deutsche gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen, das kann man auch als Auslandsdeutscher immer tun.

Um eine eigene Firma zu gründen oder zum Beispiel ein Café zu eröffnen, kann man sehr schnell und unkompliziert eine Firma ‘Sociedade por Quotas Limitada’ mit einem oder mehreren Gesellschaftern gründen (eine ‘Limitada’ entspricht einer GmbH). Die Stammeinlage kann bereits bei 1 Euro pro Teilhaber beginnen.

6. Welchen geheimen Spartipp hast Du für das Leben in Portugal entdeckt?

Schwierig! Das kann ich nicht so richtig sagen – vielleicht funktioniert das eher indirekt – ich brauche einfach weniger oder konsumiere weniger, und spare dadurch.In jedem Fall sind die ‘daily expenses’, für Kaffee, Snacks, Mittagessen etc. viel niedriger als zum Beispiel in Berlin. Bin bei jedem Berlinbesuch überrascht, wie schnell man für solche Dinge 20- 40 Euro am Tag los wird! Ein Spezialtip: Wer ein Geschäfts- oder Hausprojekt plant, einen Ausbau oder Umbau, sollte sich überlegen Materialien (Bau-oder Dekoelemente, Kabel, Anschlüsse etc..) selber zu bestellen, und nicht über den Bauherren, da diese meist einen hohen Aufschlag nehmen.

7. Welches Produkt ist in Portugal besonders teuer und welches sehr günstig?

Interessanterweise sind Bioprodukte nicht teuer, und zum Teil sogar günstiger als in Deutschland. Dies betrifft nicht nur die regionalen Bioprodukte (Gemüse, Fleisch) sondern auch die Importierten. Lebensmittel allgemein sind nicht günstiger, aber bestimmte Produkte sind es schon wie Fisch, Muscheln und Wein. Wenig überraschend ist, dass man günstig an Keramik, Teppiche und ähnliche Deko kommt. Wie schon erwähnt, ist Strom/Energie ein sehr teures Produkt in Portugal (mit am teuersten in ganz Europa).
Wer seine Wohnung heizen will (was die meisten Einwanderer aus Nordeuropa spätestens nach einem Winter wollen), muss dafür mehrere hundert Euro pro Monat einkalkulieren. Wer ein Haus auf dem Land sucht/baut, sollte einen Kamin einplanen!

Günstig sind – aufgrund des geringeren Mindestlohns – natürlich auch viele Services (vom Babysitter über Pflege etc), Dienste (Uber muss in PT die günstigsten Preise in ganz Europa haben) oder auch (kleinere, direkt vergebene) Bauaufträge. Diese Tatsache würde ich aber nicht unbedingt positiv bewerten… Ein wichtiges Thema für Familien die nach Portugal einwandern kann auch die Schulwahl sein, bzw. die Tatsache, dass sie ihre Kinder mangels Portugiesischkenntnissen auf deutsch-oder englischsprachige Schule schicken müssen. Diese privaten Schulen kosten mehrere hundert Euro pro Monat.

8. Hast Du einen Tipp für die Jobsuche für Einwanderer in Portugal?

Das ist ein schwieriges Thema.
 Es kommt darauf an was man sucht. Qualifizierte Jobs, auch Jobs im Kreativbereich, sind sehr schwer zu finden, denn der Markt ist klein.
 Weniger qualifizierte Jobs sind ohne Sprachkenntnisse auch nicht zu machen. Es sei denn, man interessiert sich dafür, für einen der grossen Call-Center-Anbieter zu arbeiten, die in Portugal angesiedelt sind. Am ehesten findet man eine Stelle in internationalen Firmen, in Start-ups (von denen es auch nicht allzu viele gibt), in der Gastronomie, Co-Working, spezialisierten Reiseangeboten oder Eventagenturen, allgemein im Hospitalitybereich. Daher haben viele ‘Einwanderer’ der letzten Jahren eigene Projekte gestartet und Hotels oder Restaurants eröffnet. Das bedeutet aber auch, dass man mit einem gewissen Budget oder anderer Finanzierungsmöglichkeit planen muss.

9. Wie sieht Deine Alltag in Portugal aus? Was hat sich hier am meisten im Vergleich zum alten Leben verändert?

Auf Anhieb würde ich sogar sagen, dass mein Alltag sich in vielem nicht allzu sehr verändert hat, das liegt aber auch daran, dass ich Kinder habe, da bleibt die Tagesstruktur immer ähnlich! Jedenfalls bin ich nicht jeden Tag am Strand oder schaue auf’s Meer. Und fahre auch nicht täglich mit malerischen Trams die Hills in Lissabon rauf und runter. Dass die Umgebung, die Natur, das besondere Licht angenehm sind, und auch angenehmer als in Berlin, muss man nicht extra erwähnen.

Was sich am Alltag aber ändert ist die Tatsache, dass man seinen Alltag erstmal neu organisieren muss. Wo bekommt man was, wie funktioniert was, wer beantwortet mir diese Frage, was sind die gängigen Regeln? Dinge, die man im eigenen Land ohne jedes Nachdenken geregelt hätte, lassen einen dann absurderweise verzweifelt in seinen Kaffee heulen, vor allem wenn man noch wenig portugiesisch spricht. Wie auf einer Rucksacktour um die Welt, nimmt im Alltag, vor allem in der ersten Zeit, dieser organisatorische Part viel Zeit ein. Es gibt ja aber natürlich eine Menge deutscher und anderer Expats, die man um Rat fragen kann. Ich habe das immer ein bisschen vermieden, weil ich wusste dass ich dann schneller die Sprache lerne und übe. Wie bereits anfangs erwähnt, kann man von den Portugiesen Geduld lernen. Und das habe ich auch – mit vielen Dingen, gerade auch wenn sie nicht klappen oder etwas kaputt ist, bin ich sehr entspannt geworden – dann regnet es eben ein paar Tage länger in die Wohnung…

10. Welche Rolle spielt Geld in der Gesellschaft in Portugal? Was würdest Du sagen?

Geld spielt definitiv eine grosse Rolle in Portugal und in der portugiesischen Gesellschaft. Fast monatlich erscheinen Zeitschriftentitel, die die reichsten Portugiesen, die reichsten portugiesischen Familien, Unternehmen, Frauen, Erben, etc. auflisten. Viel Wohlstand ist kumuliert bei wenigen Familien oder Unternehmen, eine Tatsache, die aber wenig Diskussion auslöst. Vom ‘airbnb-Boom’ haben – anders als auch oft in Portugal gemeldet wird – nicht nur ausländische Investoren profitiert – viele Portugiesen sind an diesem Geschäft beteiligt. Es sind aber dann meist diejenigen die ohnehin schon Zugang zu Ressourcen haben. Wer es sich leisten kann, zeigt auch eher deutlicher seinen Wohlstand – teures Auto, Kleidung, ‘plakativer’ Konsum – als das vielleicht in Deutschland der Fall ist.

Nichtsdestotrotz ist das Einkommensniveau der meisten Portugiesen eher niedrig.
 Der Mindestlohn liegt aktuell bei zwischen 660 und 750€ (es gibt eine Regelung die 14 Monatsgehälter vorsieht, dann ergibt sich der höhere Betrag) und das Durschschnittsgehalt liegt bei ca. 1350 Euro. 
Junge Uni-Absolventen suchen sich oftmals einen Job im Ausland – das (temporäre) Auswandern ist für die Portugiesen seit jeher eine Normalität! Junge Portugiesen (und insgesamt viele Menschen) im Land sprechen exzellentes Englisch und haben keine Probleme ins Ausland zu gehen.

Meine gewagte These darüber, warum diese Tatsachen das Land nicht spalten, ist die, dass die Portugiesen eine sehr starke Beziehung zu ihrem Land, ihrer Geschichte und damit auch zueinander haben.

Gleichzeitig, und das hängt auch sicher mit der obengenannten Verwurzelung zusammen, hadern die weniger wohlhabende Portugiesen weniger mit ihrem Schicksal, da sie ihre Teilhabe an der Gesellschaft als weniger eingeschränkt empfinden. Wie es auch in Deutschland diskutiert wird, sind Wohlstand oder Vermögen nicht nur finanziell messbar, sondern auch an den Möglichkeiten an gesellschaftlichem Leben teilnehmen zu können (was in Deutschland auch kostet: Kultur, Entertainment, Ausbildung, Anschaffungen). In Portugal gehören zu diesem gesellschaftlichen Leben noch immer viele Dinge die für die meisten zugänglich sind, nämlich Familienfeste, religiöse Feste, Natur und gemeinsames Essen.

ein Artikel von
Michael André Ankermüller
Michael lebt in Berlin, beschäftigt sich gerne mit Wirtschafts- und Finanzthemen und arbeitet als Journalist, Blogger, Autor sowie Berater für Digitale Medien. 2014 gründete er das sehr erfolgreiche Blogazine Blog.Bohème.