Nicht nur Bier & Schnaps

Das kostet dich der Brexit

von Nils Matthiesen

Der Brexit wird uns alle betreffen. Besondere Auswirkungen hat der Austritt von Großbritannien aus der EU aber auf bestimmte Produkte. Vieles wird teurer.

Es ist passiert: Am Dienstagabend stimmten 432 Abgeordnete gegen den Brexit-Vertrag, den Premierministerin Theresa May mit der Europäischen Union aushandelte, und nur 202 dafür. Mit dieser krachenden Niederlage steigt abermals das Risiko, dass die Briten die Europäische Union am 29. März ohne Abkommen verlassen. Was so ein „harter Brexit“ für Europa bedeute würde, werden wir wohl erst in ein paar Jahren wissen. So gut wie sicher ist dagegen, dass der Brexit konkrete Auswirkungen auf bestimmte Preise haben wird. ZASTER nennt einige Beispiele.

Teurer: Scotch-Whisky

Schottischer Whisky hat viele Fans. Bei einem harten Brexit ist es aber wahrscheinlich, dass die EU wieder Zölle auf den Import von britischen Produkten erhebt. Ein Horrorszenario, vor dem sich die Whisky-Hersteller fürchten. Denn Strafzölle machen die Produkte bei uns im Laden oder der Bar teurer – und damit gleichzeitig unattraktiver. Dazu kommen erhöhte Kosten für Fässer aus Spanien und Frankreich. Derartige Faktoren werden nicht nur hierzulande für steigende Preise sorgen. Bunker also am besten noch jetzt schnell einige Flaschen deines Lieblingswhiskys – sicher ist sicher.

Teurer: Baileys und Guinness

Der Konzern Diageo produziert vom süßen Cremelikör jährlich rund sechs Millionen Chargen in Dublin. Abgefüllt wird er aber in Nordirland, das weiter zur EU gehört und dann wieder über Dublin in die ganze Welt exportiert. Entstünde zwischen Irland und Nordirland wieder eine Grenze, würden allein durch die Verzögerungen der Transporte zusätzliche Kosten von 1,3 Millionen Euro pro Jahr entstehen, so das Unternehmen. Dabei sind in dieser Rechnung mögliche Zölle noch gar nicht enthalten. Diageo stellt auch das beliebte Bier Guinness zum großen Teil in Dublin her, immerhin rund 1,2 Milliarden Pints pro Jahr. Die Probleme sind die gleichen wie bei Baileys.

Teurer: englische Autos

MINI, Jaguar, Bentley, Rolls Royce, Land Rover und Aston Martin: Die britische Automobilindustrie steht bei einem harten Brexit vor einem großen Problem. Denn dann drohen Einfuhrzölle in die EU. Obendrein ist die Automobilbranche der Insel eng verzahnt mit der Wertschöpfungskette europäischer Hersteller, wie BMW und MINI oder Bentley und VW. Kommt die fein abgestimmte Produktion in den Autofabriken durch Verzögerungen ins Stocken, sind hohe Kosten die Folge. „Ein harter Brexit muss ausgeschlossen werden“ mahnte deshalb vor kurzem noch Mike Hawes, Verbandschef der englischen Automobilindustrie. Bei einem harten Brexit würden sich Autos aus Großbritannien in der EU um etwa 3.000 Euro verteuern.

>Billiger wird`s mit Carsharing. Alle Infos hier!

Wahrscheinlich teurer: Flüge nach Großbritannien

Die britische Regierung hält Störungen im Luftverkehr für wahrscheinlich, sollte es zu einem harten Brexit kommen. Britische Fluggesellschaften wie British Airlines würden darüber hinaus das Recht verlieren, in der EU landen zu dürfen. Das Gleiche gälte umgekehrt für Gesellschaften aus der EU mit Zielflughafen im Vereinigten Königreich. Aus diesem Grund befürchtet etwa die deutsche Eurowings höhere Preise in der Zukunft: „Legt man zugrunde, wie laut EU-Kommission ein Worst-Case-Szenario für den Brexit aussehen könnte, müssten auf vielen Strecken einzelne Fluggesellschaften ihr Flugangebot einstellen“, so ein Sprecher. „Das könnte sich dann natürlich auch auf die Flugpreise auswirken.“ Die britische Easyjet sieht das dagegen gelassener: Ihr zufolge besteht kein Grund zur Annahme, dass sich die Preise ändern werden. Die Airline ist optimistisch, dass ihre Flüge selbst im Falle eines No-Deal-Brexit weiterhin durchgeführt werden. Denn es stehe ein Vertrag zwischen der EU und Großbritannien im Raum, der die Flugverbindungen aufrechterhalten soll.

Günstiger: Reise-Nebenkosten in Großbritannien

Aktuell sind die Wechselkurse für EU-Bürger, die das vereinigte Königreich besuchen wollen, sehr attraktiv. Schon bei Bekanntgabe des Brexits fiel das britische Pfund auf den tiefsten Stand seit 1985, seither hat sich der Kurs kaum erholt. Experten sind sich sicher, dass sich diese Entwicklung nach dem Brexit weiter fortsetzen werde. Essen, Trinken und Einkaufen könnte für Touristen sogar noch billiger werden, wenn die britische Wirtschaft durch den Brexit schwächelt.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.