Bedrohung aus dem Netz

Die größten Cyberattacken der Geschichte

von Moritz Weinstock

Daten statt Personen kidnappen. Moderne Diebe brauchen keine Sturmmasken und Pistolen mehr. Sie sitzen vor ihrem Computer und erpressen mit Software. Ihr Ziel: Sensible Daten klauen, wie beispielsweise Nutzer- und Kreditkarteninformationen. Wir zeigen euch ein paar der größten Cyberattacken der Geschichte.

Playstation

Im April 2011 gelang es Hackern des LulzSec Syndikats, sich in das Online-Portal von Playstation einzuschleichen. Spieler, die sich einloggen wollten, um online zu zocken, wurden benachrichtigt, dass der Service aufgrund von Wartungsarbeiten derzeit nicht verfügbar sei. In Wahrheit wurden dadurch Nutzerdaten von über 77 Millionen Spielern geklaut und abgespeichert. Um das ernsthafte Problem lösen zu können, musste Sony die komplette Log-In-Plattform für gut 20 Tage vom Netz nehmen, was dem Unternehmen einen Verlust von rund 171 Millionen Dollar bescherte.

Mt Gox Bitcoin Exchange

Bitcoins gelten als sicher, unhackbar und beim Zahlungsverkehr nicht zurückverfolgbar. Die großen Handelsplattformen für die Kryptowährung bieten dennoch eine Angriffsstelle. Denn irgendwo müssen Käufer, Verkäufer und Nutzer angemeldet sein, um mit der Währung handeln und bezahlen zu können. Im Februar 2014 wurde die Handelsplattform Mt Gox Bitcoin Exchange Opfer einer Hackingattacke, bei der es den Dieben gelang, die Plattform kurzfristig vom Netz zu nehmen und jeglichen Handel zu unterbinden. Nutzernamen und Passwörter von über 60.000 Menschen konnten ergattert und Bitcoins im Wert von unfassbaren 460 Millionen US-Dollar geklaut werden.

Epsilon

Nicht der fünfte Buchstabe im griechischen Alphabet ist mit Epsilon gemeint, sondern eines der größten Marketing-Unternehmen im Bereich E-Mails. Zu Epsilons Kunden zählt beispielsweise die amerikanische Bank JP Morgan Chase. Weltweit vertrauen rund 2.000 Unternehmen auf die Expertise der Marketingagentur. Kein Wunder, dass ein solches Unternehmen die Aufmerksamkeit von Hackern auf sich zieht. Nachdem mehrfach Angriffe vereitelt werden konnten, wähnte sich Epsilon in Sicherheit. Doch im März 2011 war es dann so weit. Hacker infiltrierten das E-Mail-System des Unternehmens und eroberten Daten und Namen von über fünf Millionen Usern. Zunächst kein großer Erfolg, zumindest was die Menge an geklauten Daten betrifft, aber der Angriff und der Wiederaufbau eines neuen Systems kostete Epsilon zwischen 225 Millionen und vier Milliarden US-Dollar.

Delta Airlines

Nicht immer stecken große Hacker-Gruppen hinter den bedeutendsten Angriffen. Im Gegenteil, es gibt sie noch, die einsamen Nerds mit enormen Fachwissen, die vom Kinderzimmer aus Angst und Schrecken in der Welt des Internets verbreiten. Einer dieser Ausnahme-Talente, wenn man es so nennen darf, ist der deutsche Sven JaschanDem damals 18-Jährigen Einzelkämpfer gelang es nicht nur, das IT-System der amerikanischen Delta-Airline komplett lahmzulegen; er ist auch verantwortlich für den Sasser Wurm, einem sich selbst reproduzierenden und verbreitenden Internetvirus für Microsoft Systeme. Weltweit wurden Millionen Computer mit dem Virus infiziert, wobei der Hauptleidtragende die Delta Group war. Viele transatlantische Flüge mussten storniert werden, wodurch ein Schaden von knapp 500 Millionen US-Dollar entstand. Auch in eigenem Interesse setzte Microsoft ein Preisgeld von 250.000 US-Dollar aus, um den Urheber des Virus herauszufinden.

Icemen

Doppelagenten gibt es nicht nur im Film. Auch Max Ray Butler betrieb das gefährliche Spiel, zwei Leben zu führen. Tagsüber arbeitete er als IT-Spezialist, wo er sich einen so bedeutenden Namen machen konnte, dass sogar das FBI auf sein Wissen zurückgriff. In der Nacht wurde aus Butler Iceman, ein profilierter Hacker mit weiterreichenden Verbindungen in die digitale Unterwelt. Hier betrieb er den „Carders Market“, eine digitale Plattform zum Austausch von Schmuggelware. Zudem klaute er Bankdaten und Kreditkartennummern von mehr als zwei Millionen Menschen. Damit kaufte er Waren im Wert von 86 Millionen US-Dollar. 2007 konnte ihm das Handwerk gelegt werden und er wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt.

MafiaBoy

Nur Blödsinn im Kopf, diese Teenies. Genauso der junge Michael Calce aus Quebec, Kanada. Mit seinem Computer entfloh der als MafiaBoy bekannte Jugendliche der realen Welt, um großangelegte Hackerangriffe gegen einige der größten Firmen weltweit zu unternehmen. Darunter: Yahoo!, Fifa.com, Amazon, Dell, Ebay und CNN. Im Februar 2000 startete Calce das Projekt Rivolta, bei dem er sich Zugriff auf viele tausende Computer verschaffte um mit deren gebündelter IP-Power Server der genannten Unternehmen zum Absturz zu bringen. Ingesamt richtete er damit einen Schaden von geschätzten 1,2 Milliarden US-Dollar an. Auch ihm konnte das Handwerk gelegt werden, da er jedoch noch unter 18 Jahre alt war, wurde er lediglich zu acht Monaten Jugendhaft verurteilt.

Bangladesh Bankraub

Im Februar 2016 wurde ein groß angelegter Angriff auf die Zentralbank von Bangladesh bekannt, bei dem Hacker vorhatten, ingesamt eine knappe Milliarde US-Dollar vom Konto der Federal Reserve Bank von New York abzubuchen. Alle Transaktion gelangen nicht, dennoch wurde das Konto um 101 Millionen US-Dollar erleichtert, wobei 20 Millionen US-Dollar nach Sri Lanka flossen und 81 Millionen US-Dollar auf die Philippinen. Nachforschungen zeigten, dass es Parallelen zum Angriff auf Sony gab, der auf die nordkoreanische Hackergruppe Lazarus zurückgeführt werden konnte. Ganz aufgeklärt wurde der Fall jedoch nicht, allerdings ist das Geld, dass nach Sri Lanka überwiesen wurde, wieder aufgetaucht und zurück an die Bangladesh Bank gegangen.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.