Von der Ideologie zu Milliardenmarkt

Das Milliardengeschäft mit dem Bio-Boom

von Anton Kleihues

Was vor einigen Jahren noch als Bio-Wahn verschrien war, hat mittlerweile jeden Zipfel Deutschlands erreicht. Die Bio-Produktion ist mittlerweile ein Milliardengeschäft.

Bio-Boom und Berlin mitten drin

Die Internationale Grüne Woche ist vorbei. Eine Woche lang haben sich Bauern, Politiker, Lobbyisten, Wissenschaftler, Journalisten und interessierte Bürger in Berlin zum Thema Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau ausgetauscht. Die neuesten Technologien und Erfindungen in diesen Gebieten wurden präsentiert und Trends sowie Gesetzesanpassungen diskutiert. Wie bereits seit einigen Jahren ist dabei die Bio-Landwirtschaft der Star der Versammlung.

Die Branche wächst und wächst. Besonders Berlin ist der Hub dieses Trends. Bio-Kost kommt fast nirgendwo so gut an wie in Berlin. Es geht um Tiere, die artgerecht gehalten werden, und um Pflanzen, die nicht gentechnisch verändert sind und die ohne chemische Dünger und Pflanzenschutzmittel angebaut werden. Überhaupt wird der Markt fast ausschließlich von den USA und Europa dominiert. Eine Schlüsselposition nimmt dabei die deutsche Hauptstadt ein.

Globaler Absatz wächst enorm

Weltweit hat sich der Absatz von Bio-Kost zwischen 2000 und 2016 mehr als vervierfacht. Mehr als 80 Milliarden Euro gaben die Menschen 2016 weltweit für Lebensmittel aus vorbildlicher Produktion aus. Weltweit gibt es 2,7 Millionen Bioproduzenten. Der Bärenanteil kommt dabei aus Indien, Uganda und Mexiko. Das Marktforschungsunternehmen Ecovia Intelligence gibt folgende Zahlen an: Der größte Markt für Bioprodukte ist in den USA angesiedelt. Hier wurden 2016 38,9 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Es folgen Deutschland, Frankreich und China mit 9,5 bzw. 6,7 und 5,9 Milliarden Euro. Die größten Erfolge wurden in Frankreich und Irland verzeichnet – dort nahm die Nachfrage nach Bioprodukten um 22 Prozent zu.

Pro-Kopf-Ausgaben

Das meiste Geld pro Kopf legten jedoch die Schweizer auf die Ladentheke: Sie ließen sich Bioprodukte 274 Euro im Jahr kosten, gefolgt von Dänemark mit 227 Euro und Schweden mit 197 Euro. In Dänemark haben Bioprodukte mit 9,7% den höchsten Marktanteil. Während der Durchschnitt der Pro-Kopf-Ausgaben für Bio-Produkte in Europa 2015 bereits bei beachtlichen 55 Euro lag, gaben die Deutschen erstaunliche 106 Euro für Bio aus. Berlin ist dabei der Mittelpunkt dieser Entwicklung. Allein im letzten Jahr wuchs die Zahl der Bio-Supermärkte um mehr als 10 Prozent. Nun sind in Berlin fast 130 Bio-Supermärkte angesiedelt.

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Brandenburg als Zulieferer

Trotz der starken Nachfrage in Berlin und den eigentlich perfekten Voraussetzungen mit Brandenburg als Berlin umgebendes, wenig besiedeltes Landwirtschaftsland, kann Berliner Bio-Hunger nicht aus Brandenburg gedeckt werden. Grund dafür ist nicht der fehlende Anbau, sondern vor allem die Verarbeitung. Die ist weiterhin hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen angesiedelt. Experten gehen davon aus, dass der Anteil an Bio-Lebensmitteln in den nächsten 10 Jahren um auf mehr als 30 Prozent wachsen wird. Die Politik ist daher gefragt, die Ansiedlung von Verarbeitungsunternehmen zu erleichtern und so die richtigen Voraussetzungen für den Hype zu schaffen.

ein Artikel von
Anton Kleihues
Anton studiert Politik in Berlin und liebt es, zu schreiben. Als ZASTER-Redakteur versucht er dabei immer neue, aktuelle und relevante Themen zu behandeln. Am liebsten berichtet er über Politik und Sport.