Arm im Alter?

Warum es meist nicht zu spät ist, mit der Altersvorsorge anzufangen

von Nils Matthiesen

Altersvorsorge scheint ein deprimierendes Thema zu sein. Immer wieder ist von Rentenlücken und Altersarmut die Rede. ZASTER erklärt, weswegen du das Thema relativ locker angehen kannst.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem das Thema Altersarmut nicht irgendwo aufpoppt. Quintessenz: Wer nicht ordentlich vorsorgt, muss Flaschen sammeln, in der Gosse leben oder gar beides. Vielleicht ist aber alles gar nicht so schlimm. Denn einer der Gründe, warum die Statistiken kollektiv so mies ausfallen, wird oft nicht beachtet. Rente und Ruhestand gibt es erst seit wenigen Generationen.

Andersherum ausgedrückt: In der Vergangenheit mussten die meisten Menschen nicht für 20, 30 oder 40 Jahre Ruhestand planen. Bei deinen Eltern war die Altersvorsorge sicher auch noch nicht das große Thema. Wahrscheinlich überhaupt keine Rolle spielte sie bei deinen Groß- und Urgroßeltern. Denn zu deren Zeiten arbeitete man in der Regel bis zum Tod.

Ruhestand ganz neu

Kein Wunder, denn damals war die Lebenserwartung mit heute nicht vergleichbar. Noch 1871 wurden in Deutschland Männer im Schnitt nicht älter als 36 Jahre. Heute werden sie rund 79 Jahre alt, Tendenz weiter steigend. Gleichzeitig gehen die meisten Deutschen mit 65 Jahren in den Ruhestand. Die Regelaltersgrenze der Bismarck’schen (Pflicht-)Invaliditäts- und Alterssicherung für Arbeiter von 1889 lag ursprünglich dagegen beim vollendeten 70. Lebensjahr. Erst 1916 wurde die Regelaltersgrenze für Arbeiter und Angestellte auf das 65. Lebensjahr gesenkt. Zu dieser Zeit lag die Lebenserwartung übrigens noch bei 48 Jahren. Für Rente war da keine Zeit.

Mach die Zeit zu deinem Freund

Der Fakt, dass du und die meisten Menschen länger leben, solltest du zu deinem Vorteil nutzen. Keine Generation zuvor hatte die Möglichkeit, so lange zu sparen wie du. Wenn du clever bist, fängst du früh und regelmäßig mit dem Sparen an – muss ja nicht die Welt sein. Wenn du aber erst mit 30 oder 40 anfängst, ist das wahrscheinlich auch in Ordnung, immerhin bleiben dir dann aller Voraussicht nach immer noch 30 oder 40 Jahre bis zum Ruhestand. Wenn du über mehrere Jahrzehnte investierst, bleibt dir genug Zeit, um Krisen zu überstehen und Aufwärtsphasen mitzunehmen. Zudem profitierst du von der Magie des Zinseszinses. Also Gewinne, die du durch Zinsen verdienst. Je früher du investierst, desto mehr profitierst du von diesem Effekt.

Kopfkissen und Sparbuch tabu

Aktien und Fonds sind aus historischer Sicht die besten Anlageformen, um ein Vermögen aufzubauen. Viele Deutsche haben allerdings Angst vor Börsencrashs und Rezessionen. Das gilt insbesondere für Rentner, die nicht mehr arbeiten können und denen die Zeit fehlt, Kursrückgänge einfach auszusitzen. Die größten Risiken stellen aber nicht Kursschwankungen und Rezessionen dar, sondern die falschen Anlageformen.

Denn wenn du dein Geld auf ein Sparbuch, ein Tagesgeldkonto oder unters Kopfkissen packst, sinkt sein Wert bei der aktuellen Zinslage auf jeden Fall. Beispiel: Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent ist gebunkertes Bargeld nach 30 Jahren nur noch die Hälfte wert. Aus diesem Grund solltest du ein gewisses Risiko eingehen und Schwankungen in Kauf nehmen, um eine stabile Rendite zu erwirtschaften.

Fazit

Wie dein Lebensabend finanziell aussieht, liegt zum großen Teil in deiner Hand. Wenn du nicht vorsorgst, musst du länger oder sogar für immer arbeiten. Legst du dagegen regelmäßig etwas zur Seite, könnte es dagegen schon vorzeitig in den Ruhestand gehen.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.