Jetzt mal ehrlich!

100 Fragen, die Sie sich noch nie zum Thema Geld gestellt haben (1 bis 30)

von Roland Roedermund

Sven Michaelsen, ausgezeichnet mit dem Reporterpreis, gilt als einer der besten Journalisten Deutschlands. Legendär ist seine Neugier in Interviews, bei seinen eigenwilligen Fragen lassen selbst die reserviertesten Persönlichkeiten alle verbalen Hüllen fallen. Für ZASTER stellt er Ihnen exklusiv 100 Fragen, die Sie das liebe Geld ganz anders denken lassen. Los geht’s mit den ersten 30!

1

Angenommen, Sie werden entführt. Was wäre Ihrer Meinung nach eine angemessene Lösegeldsumme?

2

Ein Bonmot des Investors André Kostolany lautete: „Wer viel Geld hat, kann spekulieren; wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren; wer kein Geld hat, muss spekulieren.“ Korrumpiert Geld nur jene, die keines haben?

3

Begrenzt ein schlecht gefülltes Konto die Protestfähigkeit, und sollte man deshalb genug Fuck-you-money auf der Bank haben?

4

Bekommt Geld erst Sexappeal, wenn es in Luxus umgewandelt wird?

5

Im Lukas-Evangelium, Kapitel 18, heißt es: „Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes komme.“ Macht Geld uns kaltherzig und egoistisch oder fördert es im Gegenteil unsere Empathie und Barmherzigkeit?

6

Reichtum lähmt die Kräfte, Armut mobilisiert sie, heißt es. Hatten Sie das Glück, einmal arm gewesen zu sein?

7

Die Dichterin Else Lasker-Schüler schrieb: „Ich war so arm, dass ich in Berlin immer unter den Balkonen der Häuser ging, damit meine Eltern im Himmel mich nicht sähen.“ Hatten Sie das Pech, einmal arm gewesen zu sein?

8

Glaubt nur der, mit wenig auskommen zu können, der viel hat, und wissen nur die, die wenig haben, wie viel man braucht?

9

Ist Ihnen, wenn Sie nachts an Ihren Chef denken, klar, dass Ihr Chef nicht an Sie denkt?

10

Vermindern große finanzielle Erfolge die Fähigkeit zum Zuhören?

11

Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard schrieb: „Die Armen und die Unglücklichen kaufen am meisten. Und je mehr sie kaufen, desto ärmer und unglücklicher werden sie.“ Hat Bernhard recht?

12

Der Krankheitsbefund von Menschen wie Reinhold Messner lautet: Lebenslust durch Einsatz des Lebens. Haben Sie schon mal die Erfahrung gemacht, dass das Riskieren von Geld das Leben lebendiger macht?

13

Eine Kölner Schülerin twitterte: „Ich bin fast 18 und habe keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann eine Gedichtanalyse schreiben. In vier Sprachen.“ Sollte an Schulen das Unterrichtsfach Geldlehre eingeführt werden?

14

Kann Erziehung als geglückt gelten, wenn die eigenen Kinder später genügend Geld verdienen, um ihre Psychotherapie selber bezahlen zu können?

15

Ist Ehre ohne Geld nur eine Krankheit?

16

Wären Sie wütender, wenn Ihr Partner Sie betrügt oder wenn er Ihre Ersparnisse an der Börse verspekuliert?

17

Unter den nobleren Hamburgern ist Geldausgeben eine Ausscheidung, die Diskretion verlangt. Ist man deshalb so gern in München?

18

Der italienische Modemacher Gianni Versace erzählte gern, wie er Prinzessin Diana mal eine Auswahl seiner prachtvollsten Couture-Kleider in den Kensington Palast schickte. Die Prinzessin rief ihn an, bedankte sich und sagte, sie müsse darauf bestehen, die Kleider zu bezahlen, sie werde ihm einen Scheck schicken. Am nächsten Tag erschien ein Kurier der Prinzessin mit einem Umschlag im Versace-Showroom in London. Der Umschlag enthielt einen Scheck über 100 Pfund. Kann man Sparsamkeit am besten von Leuten lernen, die sehr, sehr reich sind?

19

Hat man schon verloren, um was man eine Mauer bauen muss?

20

Muss man sich beleidigen lassen, solange man Geld verdienen muss?

21

„Geld ist geprägte Freiheit“, schrieb der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski in seinem Roman Aufzeichnungen aus einem Totenhaus. Würden einen die Leute erst richtig kennenlernen, wenn man genug Geld hätte?

22

Wofür sind Sie empfänglicher: Lebenstipps oder Börsentipps?

23

Besteht der große Vorteil des Reichtums darin, sich endlich keine guten Ratschläge mehr anhören zu müssen?

24

Ist Freigiebigkeit bei Reichen oft nur eine Art Schüchternheit?

25

Der Schriftsteller Kurt Tucholsky appellierte an sich selbst: „Zu dir kommt kein Geld, weil du es nicht zündend genug liebst. Na ja, du möchtest es gern haben. Aber damit ist es nicht getan! Gern haben? Du sollst nicht nur begehren deines Nächsten Bankkonto – du musst Geld inbrünstig lieben!“ Hätte Tucholsky bedenken sollen, dass wer sein Geld inbrünstig liebt, es auch nicht frohgemut ausgibt?

26

Bläht ein Chauffeur das Ego mehr auf als ein großes Vermögen?

27

Eine goldene Erfolgsregel Hollywoods lautet: „Du sollst nicht zu erwähnen vergessen, wie viel man dir bezahlt, wenn man dich gut bezahlt.“ Sollte man öfters mal fallen lassen, wie viel man verdient?

28

Je mehr man kriegt, desto mehr will man haben. Ist das das Hamsterrad des Hedonismus?

29

Wie stark korreliert Ihr Glücksempfinden mit dem DAX?

30

Warum benutzen so viele Menschen Geld, das sie nicht haben, für den Einkauf von Dingen, die sie nicht brauchen, um damit Leuten zu imponieren, die sie nicht mögen?

ein Artikel von
Roland Roedermund
Roland Rödermund kann schlecht mit Geld umgehen. Auch deshalb schreibt er als freier Autor für Zaster. Ansonsten über Zeitgeist und Gesellschaftsthemen – und am liebsten übers Draußensein.